Dienstag, 23. März 2010
Lob des Fehlers
Wie peinlich! Fehler machen, bloß nicht! Ich denke, keiner ist ohne diese beiden Brüllaffen aufgewachsen. Andererseits vergeht kein Tag, ohne dass ein Fehler passiert. Also lieber anfreunden mit der eigenen Fehlerhaftigkeit oder den Stolpersteinen der Welt! Nein, ich will hier nicht moralisch werden. Vielmehr ist das ein Thema, das mich seit Jahren interessiert.

"Lob des Fehlers" ist ein pädagogisches Prinzip. Kein Kind lernt laufen, ohne zu fallen. Kein Wissenschaftler kommt zum Erfolg ohne Fehlversuche. Also, wie können Fehler uns voranbringen?

Eine Antwort stellt Antje Terhaag vor. Sie berät und trainiert Unternehmen rund um das Thema "Präsentation und Präsentieren". Ihr Mann ist, so erzählt sie in der Zeitschrift "Acquisa", am Fahrkartenautomaten der Rheinbahn gescheitert. Dieser habe Geld geschluckt, aber keine Fahrtkarte ausgespuckt. Kennt (fast) jeder diese Situation. Beschwerde an die Rheinbahn.

Als Antwort kam nicht nur die prompte Rücküberweisung, sondern auch ein freundlicher Brief:

"Menschen reagieren gelegentlich automatisch und Automaten manchmal menschlich. Werden falsche Münzen eingefüttert, verklebt Kaugummi den Geldeinwurfschlitz oder ergeben sich Unstimmigkeiten im komplizierten Innenleben, so werden Automaten "sauer" - und verweigern den Dienst ... (es folgt eine kleine technische Ausführung über die Automaten) ... Leider sind gerade sie an solch einen "verstimmten" Automaten geraten und haben für Ihr Geld keinen Gegenwert erhalten. (darauf folgt die Ankündigung der Rücküberweisung)."

Wie sympathisch dieser Brief ist. Die Rheinbahn steht zu ihren fehlerhaften Automaten, kann das bildhaft verpacken und wirbt um Geduld mit ihnen und den verflixten Zeitgenossen, nein Automaten.

Ein Lächeln - o.k. wir machen alle Fehler und schon kann man dieses Missgeschick abschütteln. Ist weder schwer, noch unsympathisch, zu seiner Fehlerhaftigkeit zu stehen.

http://www.leicht-sinn.de

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